Die Entwicklung der Energiepreise ist für Verbraucher kaum noch nachvollziehbar. Nachdem die Börsenpreise im vergangenen Jahr deutlich angestiegen waren, sinken die Energiepreise auf den Börsenmärkten aktuell wieder. Die Verbraucher profitieren davon aber vielerorts noch nicht. Zur Entwicklung der Energiepreise (Strom, Gas und Wärme) bei den Stadtwerken Neckarsulm beantworten wir hier die wichtigsten Fragen.
Die Strompreise an den Börsen sinken derzeit wieder. Warum geben die Stadtwerke Neckarsulm die sinkenden Strompreise nicht an ihre Kunden weiter?
Die Stadtwerke beschaffen ihre Strommengen vorausschauend jeweils für ein ganzes Jahr, mitunter auch für zwei Jahre. Das gleiche gilt für die Gasmengen. Stehen die Preise für Strom und Gas an den Börsen günstig, kaufen die Stadtwerke die benötigten Mengen auf Vorrat für das folgende Jahr. So können die Stadtwerke die Strom- und Gaspreise das ganze Jahr über stabil halten, auch wenn die Preise weiter steigen.
Diese Beschaffungsstrategie war bislang erfolgreich. Nun gibt es bei den Strompreisen in diesem Jahr eine Ausnahmesituation. Das gesamte Kalenderjahr 2022 über waren die Strompreise extrem hoch. Daher haben die Stadtwerke, wie nahezu alle Versorgungsunternehmen, den Strom für 2023 bereits im Jahr 2022 eingekauft in der Erwartung, dass die Preise aufgrund der politisch angespannten Situation weiter steigen. Niemand in der Versorgungsbranche hatte damit gerechnet, dass die Preise an der Strombörse bereits 2023 in diesem Umfang nachgeben werden. Daher bezahlen die Stromkunden der Stadtwerke in diesem Jahr noch die höheren Preise.
Dieser Effekt wird jedoch im laufenden Jahr durch die Strompreisbremse abgemildert. Haushalte und kleine Unternehmen, die im Jahr weniger als 30.000 Kilowattstunden Strom verbrauchen, bekommen 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs zu einem gedeckelten Preis von 40 Cent je Kilowattstunde.
Die Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme laufen im Dezember 2023 aus. Wird Energie dann wieder teurer?
Für das kommende Jahr rechnen die Stadtwerke wieder mit sinkenden Energiepreisen. Dann wird sich die Beschaffungsstrategie der Stadtwerke auch wieder zum Vorteil der Kunden auswirken. So beschaffen die Stadtwerke derzeit zum Beispiel die Strommengen, die 2024 benötigt werden, zu den aktuell günstigen Konditionen. Erwartet wird, Stand heute, für 2024 ein Arbeitspreis beim Strom von weniger als 40 Cent je Kilowattstunde.
Warum müssen Privatkunden der Stadtwerke auch für Fernwärme mehr bezahlen?
Die Stadtwerke vereinbaren mit ihren Privatkunden individuelle Wärmelieferverträge. Die darin enthaltene Preisregelung basiert auf sogenannten Preisgleitklauseln, die entsprechende Basiswerte enthalten. Diese Basiswerte sind an Preisindizes gekoppelt, um die Preisentwicklung am Markt adäquat abzubilden. Bei diesen Indizes handelt es sich zum Beispiel um die Preise für die beiden Haupteinsatzstoffe: Biomasse (die Holzhackschnitzel, mit denen das Biomasse-Heizkraftwerk im Gewerbegebiet „Trendpark Süd“ betrieben wird) und Gas. Je nachdem, wie sich diese Preisindizes verändern, wird der Basiswert nach Ablauf eines Kalenderjahres neu angepasst.
Auch hier machen sich die extremen Preissteigerungen der jüngsten Zeit bemerkbar. So stiegen die Indexzahlen bei den Holzhackschnitzeln von 62,1 im Jahr 2022 auf 105,6 im Jahr 2023, beim Gas im gleichen Zeitraum von 103,3 auf 366,1. Aber auch bei den Wärmepreisen rechnen die Stadtwerke für das kommende Jahr aufgrund der Entwicklung der Preisindizes mit deutlich sinkenden Preisen.